Während es unbestritten ist, dass nach der digitalen Revolution immer mehr Menschen digitale Berufe wählen und der Bereich der Informations- und Kommunikationstechonologie (IKT) in der EU positive Zuwachsraten aufweist – 120 000 neue Arbeitsplätze pro Jahr –, sehen sich Technologieunternehmen einem kritischen Mangel an talentierten IKT-Experten gegenüber. Dieses widersprüchliche Bild offenbart die Diskrepanz zwischen den angebotenen und den am sich rasch entwickelnden Technologiemarkt nachgefragten Qualifikationen. Ferner zeigt es auf, dass geschlechtsspezifische Stereotype im IKT-Sektor herrschen – ein immernoch männerdominierter Sektor, in dem Frauen nach wie vor stark unterrepräsentiert sind.
Eigentlich sind mehr Frauen an IKT-Arbeitsplätzen außerhalb des IKT-Sektors als im IKT-Sektor beschäftigt. Dies legt den Schluss nahe, dass im IKT-Sektor immernoch geschlechtsbedingte Diskriminierungen gegenüber Frauen bestehen. Traditionell sind Frauen in den Bereichen Dateneingabe und Hardware-Montage beschäftigt, während nur 9 von 100 Applikationsentwicklern in Europa Frauen sind. Außerdem sind nur 19% der Geschäftsführer im IKT-Sektor Frauen (in anderen Dienstleistungsunternehmen beträgt dieser Anteil 45%), während das Verhältnis Frauen/Männer bei den Hochschulabsolventen im Bereich Informatik 3 zu 10 ist. Schließlich verlassen Frauen den Sektor mitten im Berufsleben häufiger als Männer, da der IKT-Sektor 20% von Frauen mit einem Hochschulabschluss in Informations- und Kommunikationstechnologien im Alter von 30 Jahren und nur 9% von Frauen im Alter von über 45 Jahren beschäftigt.
Infolgedessen soll Europa, das im Jahr 2015 mit einem Mangel von bis zu 500 000 IKT-Fachleute konfrontiert sein wird und sein Potential für Wachstum und digitaler Wettbewerbsfähigkeit riskiert, diese Qualifikationslücke schließen. Um dies zu erreichen, soll Europa den negativen Trend aufhalten und mehr Frauen ermutigen, einem Beruf in der IKT-Industrie nachzugehen. In diesem Rahmen startete die Kommission im März 2013 die Große Koalition für digitale Arbeitsplätze, eine
“Multi-Stakeholder-Partnerschaft”, um die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Bildungsanbietern, sowohl privaten als auch öffentlichen, zu erleichtern. Diese sollen tätig werden, um mehr junge Menschen für IKT-Bildung zu gewinnen, Arbeitslosen die Möglichkeit zur Umschulung anzubieten und auf diese Weise das Angebot an IKT-Fachkräften bis 2015 zu erhöhen. Darüber hinaus, hat die Kommission die
Aktion 60 ins Leben gerufen, um einen höheren Anteil junger Frauen und in den Beruf zurückkehrender Frauen auf IKT-Stellen durch Unterstützung internetgestützter Schulungsressourcen, spieleorientierter elektronischer Lernanwendungen und sozialer Netze zu fördern.
Die Beteiligung der Frauen an der digitalen Wirtschaft ist von entscheidender Bedeutung und stellt auch eine Priorität der griechischen Ratspräsidentschaft dar: Wegen der hohen Flexibilität, welche neue Technologien bieten, helfen sie Frauen, Familien- und Berufsleben zu vereinbaren. In diesem Rahmen initiierte das griechische Generalsekretariat für Geschlechtergleichstellung eine “Digitale Allianz für Frauenbeschäftigung, die auf Informations- und Kommunikationstechnologien basiert”, in Anlehnung an die Kommissionsinitiative “Große Koalition für digitale Arbeitsplätze”. Auf der Grundlage eines gemeinsamen Kooperationsprotokolls werden die 21 teilnehmenden Einrichtungen des öffentlichen und privaten Sektors Aktionen zur Unterstützung der digitalen Bildung, Ausbildung, Beschäftigung und des Unternehmertums von Frauen und Jugendlichen, sowie Aktionen zur Bekämpfung sozialer Ausgrenzung im Bereich der neuen Technologien und der digitalen Wirtschaft durchführen.