Es ist kein Gemeinsatz zu sagen, dass wissenschaftlich-technische Durchbrüche unser Leben und unsere Selbstwahrnehmung ändern; es ist dennoch auch wahr, dass sie einen großen Beitrag zugunsten der Entwicklung, der Schaffung neuer Fachbereiche und Arbeitsplätze leisten können. In Kombination mit intelligenten Spezialisierungsstrategien, basierend auf das Wissen über die Vermögenswerte, Herausforderungen, Wettbewerbsvorteile und das Exzellenzpotenzial einer Region, können sie ein sehr mächtiges Werkzeug für die Überwindung der Krise dienen und den Boden für Wettbewerbsvorteile im globalen Markt bereiten.
Die intelligente Spezialisierung oder RIS3 (Forschungs- und Innovationsstrategien für intellligente Spezialisierung) erfordert einen strategischen Ansatz für den wirtschaftlichen Wachstum durch die gezielte Unterstützung von Forschung, Innovation und Produktivität. Es geht um einen Prozess, der eine gemeinsame Vision fördert. Er umfasst die Definierung von Bereichen in denen die größten strategischen Potenziale bestehen, die Entwicklung von Beratungsmechanismen zur Koordinierung zahlreicher Interessengruppen, die Festlegung der strategischen Prioritäten und intelligenter Politiken für die Ausschöpfung des wissensbasierenden Wachstumspotenzials auf der Grundlage einer bestimmten Region (unabhängig davon, ob dieses Potenzial stark oder schwach, Hightech oder Lowtech ist).
Die intelligente Spezialisierung soll die Potenziale und komparativen Vorteile der jeweiligen Region nutzen, mit einem Nachdruck auf die Stärkung der Innovationsfähigkeit und Produktivität wichtiger Sektoren, auf die Förderung innovativer Aktivitäten, welche die bereits bestehenden produktiven Elemente ergänzen. Sie konzentriert sich nicht nur auf die sogenannten „begeisterten Elfen“, i. e. die neugegründeten Innovationsunternehmen intensiver Technologie, die auf die “Cluster-Technologie“ basieren, sondern auch die „schlafenden Riesen“, i. e. große Unternehmen, die im Hinblick der Innovation im Rückstand sind und so ihre Wettbewerbsfähigkeit und die globalen Marktanteile verloren haben. Auch konzentriert sie sich auf die sogenannten “hungrigen Zwerge”, Low Tech Mikro-Unternehmen (KMU), die sich an neuen Technologien und Innovationen nicht leicht anpassen und die dennoch wegen der Größe der Branche und ihrer Bedeutung als Arbeitsgeber die Aufmerksamkeit verdienen.
Die Kohäsionspolitik der EU zielt auf die Verringerung der Diskrepanzen zwischen den Regionen und auf die Entwicklung in ganz Europa ab. In diesem Zusammenhag können die Behörden auf nationaler und regionaler Ebene als “Katalysator“ für die Umsetzung des Aktionsplans wirken. Sie können die sogenannte “entrepreneurial discovery” erleichtern und den Unternehmen Vorarbeit als Grundlage für zukünftige Entwicklungen liefern. Die Strukturfonds sind die wichtigsten Instrumente für die Umsetzung dieser Politik; in diesem Rahmen wurde auch die intelligente Spezialisierung eingeführt.
Die Europäische Kommission hat die Plattform für intelligente Spezialisierungsstrategien (S3-Plattform) im Juni 2011 eingeführt, um Ländern und Regionen der EU professionelle Beratung zu bieten, damit sie auf deren Basis neue Strategien in Forschung und Innovation für intelligente Spezialisierung entwerfen. Diese enthält Anleitungsmaterialien und Beispiele bewährter Praktiken, Anweisungen für die Organisation von Informationen, Schulungen für politische Entscheidungsträger sowie Zugang zu den einschlägigen Daten. Die Zusammenarbeit der öffentlichen und privaten Sektors ist in dem Sinne ein entscheidender Faktor, da sie Chancen für neue Wachstumsmöglichkeiten eröffnen kann.
Man kann jedoch das Risiko nicht ausschließen, dass die Intelligente Spezialisierungen zu Überschneidungen mit anderen nationalen und regionalen Programmen und Fonds zur Unterstützung der Innovation führen, wie z. B. mit dem Projekt „Horizont 2020“, dem größten Forschungs- und Innovationsprogramm der EU, mit einem Budget von fast € 80 Millionen für den Zeitraum 2014-2020. Um solche Überschneidungen zu vermeiden ist es wichtig, Strategien und Aktivitäten in ähnlichen oder ergänzenden Fachgebieten aufeinander abzustimmen. Auch ist es wichtig, Synergien innerhalb der Länder und grenzüberschreitend sowie auf europäischer Ebene, mit öffentlich-privaten Partnerschaften und Initiativen der EU zu maximieren.
Die Europäische Kommission hat folgende zentralen Felder für die intelligente Spezialisierung ausgewählt: den fortgeschrittenen Fertigungssektor, die nachhaltige Energie, die BioEnergie-basierten Wertschöpfungsketten sowie das aktive und gesunde Altern. Der fortgeschrittene Fertigungssektor, als einer der sechs Basistechnologien (KETs – Nanotechnologie, Mikro- und Nanoelektronik inklusive Halbleiter, Hochleistungswerkstoffe, Biotechnologie und Photonik) wurde als erste Priorität gesetzt. Wegen seiner Wissensintensität, der hohen Forschungs- und Entwicklungsraten, der kurzen Innovationszyklen, des hohen Investitionseinsatzes und der hochqualifizierten Beschäftigung kann sich der fortgeschrittene Fertigungssektor mit der intelligenten Spezialisierung gut passen.
Am 9. -11. April wird im Megaron Moussikis Athen die Konferenz zum Thema „Industrielle Technologien 2014 – Intelligentes Wachstum mittels Forschung und Technologie“ unter der Schirmherrschaft der griechischen Ratspräsidentschaft veranstaltet werden. Die Konferenz, die vom 7. Rahmenprogramm der Europäichen Union finanziert wird, bietet Gelegenheiten zur Entwicklung wertvoller Kooperationsbeziehungen in den Bereichen Forschung und Industrie sowie zur weiteren Förderung der Spitzenforschung und Spitzentechnologie, die das intelligente Wachstum anregen.